dima-Interview: Digitaler Zwilling im Fokus

Finn Boysen, Chief Revenue Officer (CRO) von NavVis, äußert sich im Interview zu aktuellen Rahmenbedingungen für Unternehmen, Fabrikplanung und dem steigenden Nutzen digitaler Zwillinge.
Fabrik in Punktwolken - erstellt von der digitalen Zwillingslösung NavVis.
Fabrik in Punktwolken – erstellt von der digitalen Zwillingslösung NavVis.Bild: NavVis GmbH

NavVis mit deutschem Sitz in München verfügt über präzise mobile Kartierungssysteme. Die Vorteile für den Anwender und technische Hintergründe erläutert Finn Boysen.

dima – Die Fabrikplanung genießt in der Industrie einen immer höheren Stellenwert …

Finn Boysen: Das stimmt! Dafür gibt es mehrere Gründe: Produkte müssen immer schneller auf den Markt gebracht werden, aber auch die Kosten fallen, trotz steigender Komplexität. Zudem kann ich gerade in den jüngeren Zeiten mit den begrenzenden Bedingungen nicht mal schnell zu einer Fabrik nach Ungarn oder China fliegen und dort Messungen durchführen. Dann ist es von großem Vorteil, mit der Technologie von NavVis in diese Fabrik virtuell hineinzusehen und mit den Leuten vor Ort über diese Daten zu kommunizieren. Hinzu kommt, dass im Zuge von Continous Improvement permanent in den Fabriken verbessert und umgestellt wird. Dazu sind präzise vertrauenswerte Daten notwendig.

NavVis-Chief Revenue Officer Finn Boysen: "Den digitalen Zwilling stellen wir als Komplettlösung in unserer Software zur Verfügung."
NavVis-Chief Revenue Officer Finn Boysen: „Den digitalen Zwilling stellen wir als Komplettlösung in unserer Software zur Verfügung.“Bild: NavVis GmbH

dima – An diesem Punkt kommt NavVis ins Spiel. Was bieten Sie Ihren Kunden?

Boysen: Wir sehen unsere Kernkompetenz im Erfassen der besten Daten, diese intelligent zu machen und den Nutzern zur Verfügung zu stellen. Unsere mehr als 200 Mitarbeiter betreuen mittlerweile über 400 Kunden in 40 Ländern. Diese schätzen an NavVis und unserer Technologie vor allem die Geschwindigkeit und damit die Kosten, mit denen die Umsetzung erfolgt … und die Aktualität sowie Verfügbarkeit der Daten. Die mit unseren Laser Scannern gewonnenen Daten werden von der Fabrikplanung über Maintenance-Prozesse bis hin zu Continous-Improvement-Abläufe genutzt.

>>Die Digitalisierung der Produktion gewinnt aktuell signifikant an Bedeutung<<

Mit dem über den Boden zu bewegenden NavVis M6 sowie dem tragbaren NavVis VLX bieten wir auf der Hardware-Seite zwei Produkte an. Beide Systeme erlauben, durch eine Fabrik zu gehen und dabei einen digitalen Zwilling des Gebäudes und der Maschinen mit Kameras und Sensoren zu erstellen. Den Nutzen unserer Technologie sehen wir auch und gerade darin, vorhandene Prozesse digitaler, nachhaltiger und genauer zu gestalten. Wir können helfen Kosten zu sparen, schneller eine Produktionslinie umzubauen sowie rascher ein Problem zu lösen und damit zum höheren Output der Fabrik beitragen.

dima – Wie sehen Sie die aktuelle Lage?

Boysen: Wirtschaftlich erzielten wir in 2020 ein hohes zweistelliges Wachstum. Es erwies sich für uns als Vorteil, dass immer mehr Unternehmen den Wert eines digitalen Zwillings ihrer Fabriken zu schätzen lernten. Wegen der bekannten äußeren Rahmenbedingungen gewann die Digitalisierung der Produktion signifikant an Bedeutung … und wurde im nächsten Schritt auch bereits in Aktionen umgesetzt. Wir registrieren, dass wir heute mit vielen Kunden einen anderen, seriöseren Kontakt haben als noch vor der Krise. Hinzu kommt, dass wir auch mit großen renommierten Unternehmen vor allem international betrachtet zusätzliche Umsätze generieren konnten, weil sie einen digitalen Zwilling brauchten.

dima – Auf welche Art unterstützen Sie bei der Fabrikplanung?

Boysen: Neben unseren Laser-Scannern können die Kunden auch auf unser Netzwerk an weltweiten Partnern zurückgreifen, die für sie die Daten gewinnen und in einem globalen digitalen Zwilling zusammenführen. Diesen stellen wir dann als Komplettlösung in unserer Software zur Verfügung. Es gibt übrigens nicht viele Firmen, die so einen weltweiten Scanauftrag organisieren können – wir gehören dazu. Die Kunden können die Scans bei ausreichender Kompetenz auch selbst durchführen.

Egal, ob mit der Hardware oder unserer Dienstleistung: Wir wollen die Technologie mit den Menschen verbinden. Sie muss so einfach sein, dass sie jeder nutzen will. Das ist unser ultimatives Ziel. Zumal mit einem verbesserten Prozess auch Produktivitätssteigerungen möglich sind.

dima – Wie beurteilen Sie den datentechnischen Ist-Stand bei vielen Betrieben?

Boysen: Wir sehen oft, dass keine Datengrundlage vorhanden ist und daher bezüglich des Fabrik-Layouts viele Fragen offen bleiben: Wo ist was im Betrieb angeordnet? An welcher Stelle steht die Säule und wo befinden sich die Rohre? Steht die Maschine hier am Platz oder ein paar Zentimeter weiter?

Unabhängig davon, ob bei einem bekannten größeren Unternehmen oder beim Mittelständler: Der tatsächliche Stand in den Fabriken wird häufig nicht korrekt abgebildet. Wird die Fabrik zudem auf Basis falscher Daten geplant, sind nicht selten enorme Probleme die Folge: z.B. weil die Maschine zu groß ist und nicht mehr durch die Tür passt oder die Anschlüsse anders liegen als gedacht. Ein Kunde aus dem Automobilbereich stellte in seiner großen Fabrik in Osteuropa auf ein neues Modell um – auf der Grundlage falscher Daten. Acht Wochen vor der Umsetzung erkannte er die fehlerhaften Maschinendaten. Die Konsequenz ist dann zunächst eine gewisse Panik. Anschließend muss eine angepasste Planung durchgeführt werden. Das kostet wirklich viel Geld. Mit verlässlichen präzisen Daten lassen sich solche Fehlplanungen vermeiden.

www.navvis.com

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