Fachartikel: Führend in der Welt der Bohrungsbearbeitung

Seit über 90 Jahren bietet Wohlhaupter hochpräzise, an individuelle Anforderungen angepasste Feindrehwerkzeuge. Vor 80 Jahren wurde in Ohio der Bohrerhersteller Allied Machines gegründet, seit fünf Jahren der Mehrheitseigner von Wohlhaupter. Beide Unternehmen gehören zusammen zu den weltweit gefragten Spezialisten in der Bohrbearbeitung.
1929 gegründet, hier eine Anwendung aus den 1950er Jahren, ist Wohlhaupter heute weltweit bekannt als Hersteller innovativer modularer Werkzeugsysteme.
1929 gegründet, hier eine Anwendung aus den 1950er Jahren, ist Wohlhaupter heute weltweit bekannt als Hersteller innovativer modularer Werkzeugsysteme.

Alles beginnt in einer kleinen Werkstatt in Stuttgart-Feuerbach. 1929 gründet Emil Wohlhaupter dort eine kleine mechanische Werkstätte, die anfangs Schnitt- und Stanzwerkzeuge instandsetzt. Einige Jahre später gelingt es ihm, erste Serienfertigungen zu übernehmen und sowohl der Kundenstamm als auch die Mitarbeiterzahl wächst. Da nun die bisherigen Räumlichkeiten nicht mehr ausreichen, mietet er 1936 eine kleine Fabrik an. Dass sich diese Investition lohnte, zeigte bereits ein Jahr später die erfolgreiche Vorstellung des ‚Universal Plan- und Ausdrehkopfes UPA‘ auf der Leipziger Fachmesse – in der Fertigung dann meist nur noch ‚Wohlhaupter‘ genannt. 1944 verlegt Wohlhaupter schließlich den Betrieb nach Frickenhausen, bis heute Sitz des Unternehmens.

Neuheiten als Benchmarks

Nach erfolgreichen Wirtschaftswunderjahren schafft Wohlhaupter 1973 mit dem modularen Systemwerkzeug MultiBore einen weiteren Meilenstein, der ihn weltweit führend in der Sparte der Ausdrehwerkzeuge macht: Mit diesem vielseitigen und umfangreichen Werkzeugprogramm lassen sich nun schnell und präzise Komplettwerkzeuge zusammensetzen. 1987 zählt das Unternehmen bereits über 220 Mitarbeiter.

Zur EMO Hannover 1993 gibt es eine weitere Weltneuheit: die ersten Balance-Feindrehwerkzeuge mit automatischem Wuchtausgleich für die Schlichtbearbeitung. Nur fünf Jahre später eine neue Benchmark, dieses Mal in puncto Gewichtsreduzierung mit den Alu-Line Leichtbauwerkzeugen. Mit ihnen lassen sich auch große Werkzeuge bestens in den Produktionsprozess integrieren – bei einfachem Handling und hoher Präzision. Im selben Jahr steigt die dritte Generation der Familie ins Unternehmen ein. Im Rahmen der Internationalisierungsstrategie wird eine US-Tochtergesellschaft aufgebaut, 2011 folgt die Wohlhaupter India Pvt. Ltd. in Neu-Delhi.

Historische Schnittzeichnung der Experten zur Bohrungsbearbeitung
Historische Schnittzeichnung der Experten zur Bohrungsbearbeitung Bild: Wohlhaupter GmbH

Synergieeffekte zwischen D und USA

Ortswechsel in die USA, nach New Philadelphia, Ohio: Dort gründet 1941 Harold E. Stokey die Allied Machine & Engineering Corp. und produziert zunächst konische Kontermuttern. 1965 kommt ein Verkäufer auf ihn zu und schlägt ihm vor, er solle Bohrer mit austauschbaren Bohreinsätzen entwickeln und fertigen, und garantiert, dass er jedes gefertigte Stück verkaufen kann. Allied Machine beschließt, diesen Vorschlag anzunehmen und entwickelt einen entsprechenden Universal-Bohrer. Der Verkäufer kommt übrigens nie wieder und Stokey tritt mit einem vollgepackten Lager auf den Markt der Bohrer mit austauschbaren Bohreinsätzen … mit Erfolg, wie die kommenden Jahrzehnte beweisen sollten.

>>Wir haben die gleiche Wertevorstellung<<

Firmengebäude von Wohlhaupter Mitte der 1960er-Jahre
Firmengebäude von Wohlhaupter Mitte der 1960er-Jahre

1972 erfindet Harolds Sohn William die Blade-Loc-Technologie und erhält das erste Patent für Allied. Diese Lösung schützt gegen Bewegungen des Werkzeugs während des Bohrzyklus und auch beim Rückzug des Werkzeugs aus der Bohrung. Mitte der 1980er entwickelt Allied eine Bohreinsatz-Geometrie und -beschichtung, die bei Bohrungen und in der Zerspanungsindustrie völlig neue Maßstäbe setzen sollte: Der ‚Throw Away‘ oder T-A-Bohrereinsatz bildet die Basis für das schnelle Wachstum von Allied und seine führende Rolle bei Forschung und Entwicklung von Bohrerlösungen. 1992 schließt Allied eine Partnerschaft mit Maxcut Tooling Services, die Service und Belieferung in ganz Europa übernimmt; 23 Jahre später wird aus Maxcut die Europa-Zentrale von Allied.

Allied entwickelt 2003 mit dem AccuPort 432 das erste austauschbare Einsatzwerkzeug, das komplette Formen bis hin zu den abschließenden Spezifikationen in einem einzigen Prozess fertigen kann, insbesondere für die Fluidtechnik-Industrie. Ein Jahr später kommt die nächste Generation an Bohrern mit austauschbaren Bohreinsätzen (GEN2 T-A) mit der firmeneigenen AM200-Beschichtung auf den Markt.

Alles passt

2013 erwirbt Allied das Unternehmen Criterion Machine Works und kann nun eine komplette Produktlinie zur Schlichtbearbeitung anbieten. Drei Jahre später beteiligt sich Allied mehrheitlich an Wohlhaupter. Frank-M. Wohlhaupter, Großneffe des Gründers, bleibt Geschäftsführender Gesellschafter. Die Firmen passen gut zusammen, denn während der eine Anbieter Bohrer für Bohrungen in unterschiedlichen Materialien liefert, bietet der andere hochpräzise Werkzeuge, um diese Bohrungen fertig zu bearbeiten – somit entsteht ein gefragter Spezialist entlang der gesamten Prozesskette im Bereich der Bohrungsbearbeitung.

Aber nicht nur die Produkte ergänzen sich perfekt: „Es ist ja oft so eine Sache, wenn sich zwei Unternehmen zusammentun: Auch wenn’s technisch passt, kommen die Menschen nicht unbedingt miteinander zurecht. Bei Wohlhaupter und Allied Machine haben wir auch in diesem Bereich eine hervorragende Ausgangsbasis, da wir beide Familienunternehmen sind und wir die gleiche Wertevorstellung haben“, weiß Frank-M. Wohlhaupter zu schätzen.

92 Jahre Wohlhaupter, 80 Jahre Allied Machine, 75 Jahre dima

„Der Maschinenbau setzt wie kaum eine andere Branche auf die Beständigkeit, auf robuste Maschinen und hochwertige Werkzeuge, die langlebige Produkte fertigen. Eisen, Stahl, Legierungen, das sind die unverwüstlichen Materialien, mit denen wir arbeiten. Dies kombinieren wir mit modernen Technologien, mit IT, digitalen Lösungen und vernetzten Komponenten. All dies erkenne ich auch in der dima, einem soliden Fachmagazin, geschrieben von kompetenten Redakteuren, das immer auf der Höhe der Zeit ist, das über Trends und Technologien berichtet – und das nicht umsonst seit einem Dreivierteljahrhundert wichtiger Teil unsere Branche ist“, so Frank-M. Wohlhaupter, Geschäftsführender Gesellschafter von Wohlhaupter.

www.wohlhaupter.comwww.alliedmachine.com

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