Fachartikel: Über 50 Jahre Horn – optimale Fertigungsprozesse stets im Visier

Genau wie die Fachzeitschrift dima auf ihr langjähriges Bestehen zurückblickt, kann auch der Werkzeughersteller Paul Horn aus Tübingen eine über 50-jährige Firmengeschichte vorweisen.
Bild 1: Original Vollhartmetall-Nutenmesser aus dem Jahr 1969 (links) und Geburt eines Markenzeichens: die Wendeschneidplatte Typ 312
Original Vollhartmetall-Nutenmesser aus dem Jahr 1969 – Bild: Hartmetall-Werkzeugfabrik Paul Horn GmbH

Es war ein Montag, genau gesagt der 27. Oktober 1969, als der Hartmetall-Werkzeugvertreter Paul Horn auf dem Gewerbeamt der Gemeinde Gomaringen erschien. Sein Anliegen: die Gründung eines Betriebes zur Herstellung von Hartmetallwerkzeugen. Eine kleine Fertigungshalle in Gomaringen war der erste Produktionsstandort des Unternehmens, das seit 1. November 1969 offiziell als Paul Horn Einstechtechnik firmierte. Das Wohnhaus der Familie Horn in Waiblingen war Sitz der Geschäftsleitung.

Bild 2 (rechts): Original Vollhartmetall-Nutenmesser aus dem Jahr 1969 (links) und Geburt eines Markenzeichens: die Wendeschneidplatte Typ 312
Geburt eines Markenzeichens: die Wendeschneidplatte Typ 312 – Bild: Hartmetall-Werkzeugfabrik Paul Horn GmbH

Heute stellt Horn in Deutschland auf einer Fläche von 30.000qm (inklusive Horn Hartstoffe) hochpräzise Werkzeuge und Zubehör zur Metallbearbeitung her. Produktionsstandorte gibt es auch in England, Italien, Tschechien und den USA. Mit rund 900 Beschäftigten am Standtort Tübingen und einem Jahresumsatz von 250 Millionen Euro in 2020 ist Horn der größte industrielle Arbeitgeber in Tübingen. Weltweit arbeiten über 1.400 Menschen in der Horn Gruppe. Seinen 50. Geburtstag feierte das Unternehmen im Rahmen seiner Technologietage im Jahr 2019.

Paul Horn, Gründer der Horn Einstechtechnik
Paul Horn, Gründer der Horn EinstechtechnikBild: Hartmetall-Werkzeugfabrik Paul Horn GmbH

In 70 Ländern auf allen Kontinenten produzieren Firmen mit Werkzeugen von Horn. Sie kommen aus der Luft- und Raumfahrt, Chemie, Medizintechnik, dem Werkzeug- und Formenbau und der Automobilindustrie. Das Automobil erinnert auch an die Geburtsstätte von Paul Horns Geschäftsidee: Auch dieses Unternehmen hatte seinen Ursprung in einer Garage. Diese hatte Paul Horn schon gemietet, als er noch als Vertreter für die Hartmetallwerkzeugfabrik Hertel tätig war. Sein Sohn Lothar Horn, heute Geschäftsführer des Unternehmens, erinnert sich: „Mein Vater wusste, dass ein Massenhersteller wie Hertel in Tonnagen dachte und den Bedarf nach hochspezialisierten Werkzeugen in kleinen Stückzahlen nicht wirtschaftlich denken konnte.“ Diese Lücke sollte Paul Horns Unternehmen schließen – spezialisiert auf die Fertigung von Einstechwerkzeugen für die Nutenbearbeitung.

Der erste Kunde war Mahle

Das Stuttgarter Unternehmen Mahle, Zulieferer von Kolben für Verbrennungsmotoren, hatte Ende der 1960er einen großen Bedarf an solch hochspezialisierten Werkzeugen, wie Horn sie herstellen wollte. Noch vor Firmengründung war Mahle Paul Horns erster Kunde. Neben 25.000 Standardwerkzeugen lieferte das familiengeführte Unternehmen bisher über 150.000 Sonderlösungen an seine Kunden weltweit aus. Dabei handelt es sich um Präzisionswerkzeuge für anspruchsvolle Zerspanaufgaben. Die Kernkompetenzen des Unternehmens basieren auf vier Pfeilern: eine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung, die eigene Beschichtungstechnologie, die eigene Hartmetall-Fertigung sowie eigene Fertigungstechnologien.

>>Durch Technologievorsprung die passenden Produktlösungen entwickeln<<

Vor der Erfindung der Horn-312er Platte behalfen sich die Hersteller bei der Nutenbearbeitung bis dahin mit einzelnen Nutenmessern. Diese verlangten ein häufiges Nachschleifen und verursachten somit einen hohen logistischen sowie finanziellen Aufwand. Horn entwickelte die Idee der dreischneidigen Stechplatte: jede Platte war drei Mal verwendbar. Mit einem ganzen Satz dieser Wechselwerkzeuge lief eine Maschine ein oder zwei Wochen durch. Das Nachschleifen von Klingen, Lagern und anderer Aufwand entfielen. Damit war das Horn-Produkt effizienter als bisherige Werkzeuge.

Einblick in die hochmoderne Schleiferei bei Horn
Einblick in die hochmoderne Schleiferei bei HornBild: Hartmetall-Werkzeugfabrik Paul Horn GmbH – Nico Sauermann

Geburt eines Markenzeichens

Die Innovation der Horn-312er Platte stellte einen Durchbruch dar, der die Nutenbearbeitung radikal veränderte. Sie bereitete auch den Weg für das, was Horn bis heute auszeichnet: Bedarfe am Markt zu erkennen und durch Technologievorsprung die passenden Produktlösungen zu entwickeln. Mit seiner Produktinnovation erschloss Horn schnell einen größeren Kundenkreis und erweiterte sein Produktportfolio Stück für Stück. Die dreischneidige Stechplatte aus dem Jahr 1972 diente als Ideengeberin für weitere Produkte und Innovationen. Viele Nut- und Zirkularfräswerkzeuge bauten auf dieser Idee auf. Eines der frühesten Patente, das die Firma Paul Horn anmeldete, war der sogenannte Schneidkörper für ein Schneidwerkzeug einer Drehmaschine, das die typische Form aus drei Schneiden aufwies.

Die Horn Geschäftsführung im Jahr 2021  (v.l.) Markus Horn, Lothar Horn und Matthias Rommel
Die Horn Geschäftsführung im Jahr 2021 (v.l.) Markus Horn, Lothar Horn und Matthias RommelBild: Hartmetall-Werkzeugfabrik Paul Horn GmbH – Nico Sauermann

Firmenführung in dritter Generation

Lothar Horn trat 1991 in das Unternehmen ein. Im Juni manifestierte sich der frische Wind, den der Sohn des Firmengründers mitbrachte, in der Gründung einer weiteren Firma: Horn Hartstoffe. Das Tochterunternehmen stellt Hartmetallrohlinge in Eigenregie her. Die vergrößerte Fertigungstiefe brachte dem Betrieb neue Möglichkeiten. Der Sohn von Lothar Horn, Markus Horn, führt die Firma heute in dritter Generation zusammen mit seinem Vater. Zum 1. November 2018 trat Matthias Rommel als dritter Geschäftsführer für die Bereiche Produktion und Technik in das Unternehmen Paul Horn ein.

Blick in die Zukunft: EMO-Neuheiten

In vielen Branchen laufen die Geschäfte im Jahr 2021 glücklicherweise wieder positiv oder sind dabei sich zu erholen – und auch Präsenzveranstaltungen sind wieder möglich, allen voran die EMO 2021 im Oktober in Mailand. Horn stellte hier zusammen mit dem italienischen Partner Febametal aus. Neben interessanten Live-Demonstrationen mit Horn-Werkzeugen fanden die Besucher zahlreiche Produktneuheiten und -erweiterungen auf dem Messestand. Geschäftsführer Markus Horn: „Wir freuen uns, dass wir nach vielen Monaten ohne Präsenzmessen nun wieder vor Ort sein konnten, um in den Dialog mit unseren Kunden und Interessenten zu treten sowie unsere Neuheiten und Lösungen zu präsentieren.“ Dabei spielen natürlich auch Fachzeitschriften eine wichtige Rolle. Die Horn Geschäftsführung wünscht der dima auch für die kommenden Jahre und Jahrzehnte weiterhin viel Erfolg.

www.phorn.de

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