Anwenderbericht: Gussteile nach dem Entgraten effizient reinigen

Roland Fleischer produziert als Lohnfertiger Hydraulik- und Steuerblöcke aus Guss, Aluminium sowie HYT 60 mit hohen Qualitätsstandards und kurzen Lieferzeiten. Um anhaftende Oxide nach dem Entgraten noch effektiver zu entfernen, installierte das Unternehmen eine Mafac-Reinigungsanlage.
Gusseisernes Bauteil vor dem Entgraten: An der Oberfläche sind noch prozessbedingte Grate vorhanden. Nach dem Entgraten haftet eine Oxidschicht fest auf der Bauteiloberfläche an. Nach der Reinigung ist das Bauteil bereit für die anschließenden Prozesse (v.l.n.r).
Gusseisernes Bauteil vor dem Entgraten: An der Oberfläche sind noch prozessbedingte Grate vorhanden. Nach dem Entgraten haftet eine Oxidschicht fest auf der Bauteiloberfläche an. Nach der Reinigung ist das Bauteil bereit für die anschließenden Prozesse (v.l.n.r).Bild: Mafac – E. Schwarz GmbH & Co. KG

Seit 1984 ist die Firma Roland Fleischer aus Mainaschaff in der Metallverarbeitung tätig und von 1988 an auf die Herstellung von Komponenten für die Hydrauliktechnik spezialisiert. Wegen hoher Sauberkeitsanforderungen stieg das familiengeführte Unternehmen früh in die wässrige Teilereinigung ein und fand in dem Alpirsbacher Maschinenhersteller Mafac einen zuverlässigen Partner. Zunächst wurde eine Spritzflut-Reinigungsmaschine des Typs Palma angeschafft, der bald eine zweite Maschine folgte. Mit dem Erwerb einer TEM (Thermal Energy Machining)-Anlage im Jahr 2013 entwickelte sich die Reinigung schließlich immer mehr zu einem Nadelöhr, sodass eine neue Anlage notwendig wurde. Auch hier war Mafac erste Wahl – mit dem Betrieb zweier Spritzflut-Reinigungsmaschinen in Reihe.

Seit Jahren ein eingespieltes Team in Sachen Reinigung: Steffen Fleischer (Firma Roland Fleischer, links) mit Patrick Roth von der Roth Industrievertretung
Seit Jahren ein eingespieltes Team in Sachen Reinigung: Steffen Fleischer (Firma Roland Fleischer, links) mit Patrick Roth von der Roth IndustrievertretungBild: Mafac – E. Schwarz GmbH & Co. KG

Thermisches Entgraten

„Thermisch entgratete Bauteile stellen besondere Ansprüche an die Reinigung. Für uns war wichtig, dass die Werkstücke effizient und prozesssicher gereinigt werden können“, berichtet Steffen Fleischer vom Fertigungsbetrieb Roland Fleischer. Beim thermischen bzw. TEM-Entgraten werden Kanten und Ausfaserungen eines Werkstücks mittels Verbrennungen gelöst, wobei die überschüssigen Grate mit Sauerstoff oxidieren und verbrennen. Auf den Bauteiloberflächen entsteht eine stark anhaftende Oxidschicht, die für nachfolgende Fertigungsschritte wie Beschichten, Lackieren oder Schweißen hinderlich ist.

>>Die Prozessdauer verkürzte sich um 50 Prozent<<

Behandelt werden Komponenten aus Guss und Stahl, deren Gewicht zwischen 2 und 250kg liegt und die äußerst stoßempfindlich sind. „Speziell auf Gussteilen setzt sich das Oxid vollflächig und feinpigmentiert bis tief in die Poren ab und stellt bei filigranen Bohrungen oder Hinterschneidungen eine besonders anspruchsvolle Reinigungsaufgabe dar“, erklärt Mafac Vertriebspartner Patrick Roth von der Roth Industrievertretung in Biebesheim am Rhein. Wegen hoher Umweltauflagen und zum Schutz der 17 Mitarbeiter entschieden sich die Verantwortlichen erneut für eine wässrige Teilereinigung.

Wichtiges Element des effektiven Reinigungsprozesses ist das maßgeschneiderte Transfersystem, mit dem die Mafac-Systemlösung 'Palma und Java' beim Lohnfertiger ausgestattet ist.
Wichtiges Element des effektiven Reinigungsprozesses ist das maßgeschneiderte Transfersystem, mit dem die Mafac-Systemlösung ‚Palma und Java‘ beim Lohnfertiger ausgestattet ist. Bild: Mafac – E. Schwarz GmbH & Co. KG

Effektiver Reinigungsprozess

Die hohen Erwartungen bezüglich Umweltfreundlichkeit, Sicherheit und Materialschonung erfüllt der Lohnfertiger seit knapp zwei Jahren mit der zweistufig aufgebauten Reinigungslinie von Mafac: bestehend aus einer Palma und einer Java. Beide Maschinen arbeiten im Spritz-Flutverfahren und mit Zweibadtechnik. Sie sind über ein maßgeschneidertes Transfersystem verbunden, sodass die Weiterleitung des Reinigungsguts automatisch erfolgen kann und insgesamt fünf Waschkörbe in einer Charge bearbeitet werden. Damit lassen sich vier Reinigungsbäder hintereinanderschalten und die gegenseitigen Beeinträchtigungen der Bäder durch Schmutzeintrag und Medienverschleppung minimieren. Darüber hinaus garantiert die Einheit die geforderte Durchlaufzeit im Takt der TEM-Anlage.

Kurze Taktzeiten

Der gesamte Reinigungsvorgang ist zeitsparend und effizient aufgebaut. Die Anlage läuft im Einschichtbetrieb, wobei die stoßempfindlichen Teile als fixierte Setzware in Universalkörben den Prozess durchlaufen. Über das vollautomatische Transfersystem werden sie zur Palma und danach zur Java geleitet. Wegen der Oxidschicht und des notwendigen Korrosionsschutzes galt es, die Reinigungschemie besonders abzustimmen. Auf Empfehlung von Patrick Roth entschied sich Fleischer für Reinigungsprodukte von Wigol. Demnach werden die Bauteile nach dem TEM-Entgraten in der Palma entrostet und neutralisiert. Hierfür werden die Oberflächen zunächst bei 60 bis 65°C mit einem mild sauren Reinigungsbad beaufschlagt und während der Spritz-Flutvorgänge unter Einsatz der Mafac Verfahrenstechnik mit gegenläufiger Korb-Düsenrotation bearbeitet. Nach dem Reinigen sind die Bauteiloberflächen durch die Entrostung aktiviert, sodass eine Neutralisierung notwendig ist. Der Spülvorgang in Bad zwei neutralisiert die Teile. Danach findet in der Java ebenfalls ein zweistufiger Reinigungsprozess statt: In Bad eins werden die Bauteile mit basischem Reiniger gereinigt und in Bad zwei mit Korrosionsmittel beaufschlagt. Anschließend erfolgt die Trocknung.

Gesteigerte Produktivität

Dank der neuen Anlage verkürzte sich die Prozessdauer mit einer Reinigungszeit von zwei Mal neun Minuten um 50 Prozent. Dabei bietet die Systemlösung den Vorteil, dass sie einfach zu bedienen ist und von allen Mitarbeitern genutzt werden kann. Dadurch ergibt sich eine hohe Flexibilität zugunsten optimierter Arbeitsabläufe. Ein weiterer Vorteil folgt aus der verlängerten Badstandzeit. Während früher die Reinigungsbäder wöchentlich ausgetauscht werden mussten, reicht heute ein Badwechsel nach vier bis fünf Wochen. Dies erhöht die Maschinenverfügbarkeit und verkürzt die Nebenzeiten. Auch das geforderte Sauberkeitsziel erfüllt die Reinigungseinheit zuverlässig. „Mit der Anlage unterschreiten wir bislang alle Grenzwerte, bei Guss- und Stahlteilen werden die Ansprüche sogar übertroffen“, zeigt sich Steffen Fleischer hochzufrieden. „Zusätzlich sind wir wegen des modularen Aufbaus der Anlage nicht nur für aktuelle Anforderungen, sondern auch für zukünftige gut und flexibel aufgestellt.“

Verantwortungsvolle Lösung

„Mit einem anderen Verfahren wie dem Beizen hätten wir das stark anhaftende Oxid vermutlich schneller lösen können – der Preis dafür ist aber im Hinblick auf Mensch und Umwelt hoch“, so Steffen Fleischer. „Mit der wässrigen Teilereinigung arbeiten wir umweltgerecht, sicher und zudem materialschonender, was wiederum für die Ansprüche unserer Kunden besonders wichtig ist.“

www.mafac.de

MAFAC Ernst Schwarz GmbH & Co KG Maschinenfabrik

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