

Die 3.200m² große Produktionshalle von Alimex im nordrhein-westfälischen Willich ist gefüllt mit Aluminiumbauteilen. Die sieben CNC-Bearbeitungszentren fräsen größtenteils automatisch. Aus einem Block Aluminium mit fünf Tonnen entsteht hier zum Beispiel ein 1.200kg schweres Aluminiumbauteil. Dabei entstehen viele Späne. „An einigen Bauteilen haben wir eine Zerspanung von 80 bis 90 Prozent“, sagt Fernando Vieira. Blauer Mantel, zügiger Schritt: Vieira ist als Schichtleiter für die Organisation sämtlicher Abläufe in dieser Produktionshalle zuständig.
Mehr Produktivität im Blick
Beim Fräsprozess können schon mal bis zu 300kg Späne pro Stunde anfallen. Diese Späne abzutransportieren war lange Zeit eine One-Man-Show. Ein Mitarbeiter pro Schicht tat den ganzen Tag nichts anderes, als Späne zusammenzutragen und in Containern zu entsorgen. „Wenn abends dann die Mitarbeiter nachhause gingen, musste auch die Produktion ruhen“, erinnert sich Vieira. „Wir hätten immer die Möglichkeit gehabt, die Anlagen weiterlaufen zu lassen. Aber da war dann eben niemand mehr da, um die Späne abzutransportieren.“
>>Und wieder ein glücklicher Kunde<<

Für eine hohe Produktivität zählt jede Minute, in der die Maschinen laufen. So kam ein Absaugungssystem von der Firma Erbo ins Gespräch, das die Späne automatisch absaugt, wegtransportiert und wiederaufbereitet. „Erbo ist bei Alimex schon lange ein Begriff“, berichtet Vieira, denn in der Gussplattenproduktion am anderen Alimex-Standort in Willich stehen bereits sieben Absauganlagen, darüber hinaus jeweils eine in den USA und Malaysia. „Trotzdem war ich erst skeptisch, ob das Verfahren bei CNC-Fräsprozessen mit nassen Spänen genauso funktionieren kann“, sagt Vieira.
Nass absaugen?

Bei der Gussplattenproduktion ist der Prozess ein anderer; das Material wird nur mit Minimalschmierung gesägt. Die Späne sind also trocken. Beim CNC-Fräsen aber muss das Material mit Kühlschmierstoff gekühlt werden; die herabfallenden Späne sind nass und schwer. „Ich habe mich schon gesehen, wie ich jeden Tag zu den Rohrleitungen hochklettern und sie von Hand säubern muss, weil Späne die Leitungen verstopfen“, so Vieira weiter. Aber es kam anders. Die Absauganlage von Erbo wurde 2018 aufgebaut und lief ohne Zwischenfall vom ersten Tag an.
Hans-Jörg Boltjes kennt diese anfängliche Skepsis. „Wir lösen ein Problem, von dem viele erst mal gar nicht wissen, dass sie es haben“, sagt der Erbo-Geschäftsführer. Doch das Personal-, Platz- und Sicherheitsthema haben viele Produzenten. Hinzu kommt, dass in Zeiten der Rohstoffknappheit die nachhaltige Nutzung von Material immer wichtiger wird. Späne sind kein Abfall, sondern können als wertvoller Rohstoff aufbereitet und wieder in den Produktionskreislauf eingeführt werden.
Material wiederverwenden
Die Maschinen in der Produktionshalle in Willich sind durch ein Rohrleitungssystem an die Absauganlage von Erbo angeschlossen. Jedes CNC-Bearbeitungszentrum hat einen oder mehrere Späneförderer, auf denen die herabfallenden Späne gesammelt werden. Die Anlage saugt die Späne ab und leitet sie in die Rohrleitungen. Die Rohre laufen an der Decke der Halle entlang und sammeln das abgesaugte Material in der Erbo-Anlage. Dort werden die Späne zerkleinert und unter hohem Druck zu Briketts zusammengepresst.
„Bei der Brikettierung wird nicht nur das Volumen der Späne reduziert, sondern auch die Flüssigkeit – also der Kühlschmierstoff – herausgepresst“, erklärt Boltjes. Aus den Späne-Briketts wird wieder ein Rohblock aus Aluminium, der sich weiterverarbeiten lässt. Der Recyclingprozess wird so zu einem festen Bestandteil der Produktionskette. Die Materialrückgewinnung ist nicht nur bei Aluminium sinnvoll, sondern funktioniert auch bei anderen Materialien wie Stahl, Kupfer, Messing oder sonstigen Legierungen.
Hochkarätige Spezialisten
Alimex ist weltweit einer der renommiertesten Aluminiumlieferanten. Neben dem Stammsitz in Willich bei Düsseldorf ist Alimex mit Servicecentern, Niederlassungen und Produktionsstandorten in den USA, Asien und den Niederlanden sowie über Partner global präsent. Erbo ist Spezialist für individuelle, maßgefertigte Lösungen für intelligentes Spänehandling und Absauganlagen mit Sitz im baden-württembergischen Magstadt.
Bereits seit mehr als 50 Jahren setzt Alimex auf den Werkstoff Aluminium. Firmengründer Helmut Geller erfand einst das Aluminiumgussplattenverfahren. Hierbei wird der wärmebehandelte und so von Spannungen befreite Aluminiumbarren wie ein Laib Brot horizontal in Scheiben geschnitten und in die gewünschte Plattendicke gebracht. Die Aluminiumgussplatten sind spannungsarm und verfügen über eine exzellente Formstabilität. Deswegen eignen sie sich optimal für viele Industrieanwendungen.
Die Fertigung von unterschiedlichsten Bauteilen mit CNC-Fräsmaschinen soll in Zukunft weiter ausgebaut werden. So liefert Alimex beispielsweise Bauteile für die Halbleiterindustrie oder den Solarenergiebereich. Da geht es dann um Mikrometer bei den Fräsungen – und dementsprechend viele Späne fallen an, die es gilt, abzusaugen. Durch die Absauganlage kann die Produktion weiterlaufen. „Wir sind sehr glücklich, dass wir diesen Schritt mit Erbo gegangen sind“, resümiert Fernando Vieira.