Fachartikel: Erfolgsunternehmen entstehen weltweit … und eines in einer Garage in Köln

3.800qm: Die Forschung in den größten Testlabors der Branche produziert laufend Innovationen und mehr Sicherheit für die Anwender.
3.800qm: Die Forschung in den größten Testlabors der Branche produziert laufend Innovationen und mehr Sicherheit für die Anwender.Bild: igus GmbH

Als Firmengründer Günter Blase zur Welt kam, sah diese noch ganz anders aus: In den Kinos startete mit City Lights einer von Charlie Chaplins erfolgreichsten Filmen, US-Präsident Herbert Hoover eröffnete das Empire State Building in New York City und im Forschungslabor der AEG in Berlin nahm erstmals ein Kühlschrank seinen Betrieb auf. Damals ahnte niemand, dass aus diesem jungen Erdenbürger viele Jahre später ein erfolgreicher Geschäftsmann wird, der den Grundstein für ein international agierendes Unternehmen legte.

Keimzelle des Erfolgs in einer Doppelgarage

Nach Günter Blases Studium an der heutigen Technischen Hochschule Rosenheim zum Fertigungsingenieur startete er seine berufliche Laufbahn als Abteilungsleiter für die Vulkollan-Verarbeitung in den Acla-Werken in Köln-Mülheim. Später übernahm er zusätzlich die Abteilung Spritzguss. 1964 kam dann der große Schritt in die Selbstständigkeit: Günter als erprobter Ingenieur mit fundiertem Fachwissen und seine Frau Margret Blase als Steuerberaterin mit langjähriger Berufserfahrung. Mit 33 Jahren mietete das Ehepaar eine Doppelgarage in Köln-Mülheim. In diesem Stadtteil wohnten sie, fühlten sich rundum wohl und arbeiteten von 1964 bis 1972 auch hier. Das Spezialgebiet der jungen Firma: Kunststoff-Spritzguss. „Geben Sie mir Ihr schwierigstes Teil und ich finde eine Lösung“, sagte Günter Blase damals zu seinem ersten Kunden, der Firma Pierburg aus Neuss. Ein Motto was noch heute Kern von Igus ist. Mit dem Auftrag gelang dem ehrgeizigen Duo der Durchbruch. Bei dem Bauteil handelte es sich um einen Kunststoff-Ventilkegel für Fahrzeugvergaser. Der musste hochpräzise sein.

Igus gratuliert Margret und Günter Blase zum 90. Geburtstag mit einem Nachbau der Gründergarage vor dem heutigen Fabrik-Campus in Köln-Porz.
igus gratuliert Margret und Günter Blase zum 90. Geburtstag mit einem Nachbau der Gründergarage vor dem heutigen Fabrik-Campus in Köln-Porz. – Bild: igus GmbH

>>Wir müssen uns stets auf minus 50 und plus 50 Prozent einstellen<<

Weitere Meilensteine wie die erste Kunststoff-Energiekette, die 1971 auch als Auftragsarbeit auf den Markt kam, folgten und ließen das kleine Familienunternehmen kontinuierlich wachsen. Die Doppelgarage in Köln-Mühlheim wurde schon bald zu klein. Vor den Toren von Köln, in Bergisch Gladbach, fand Günter Blase im historischen Industriegebiet Lochermühle ein passendes Gebäude. Anfang der 1980er Jahre stieg Sohn Frank in den Betrieb ein, brachte die Firma international voran und machte sie im Laufe der Zeit mit vielen Innovationen zum ‚Hidden Champion‘. Seit 1985 wuchs das Unternehmen stetig und beschäftigt mittlerweile etwa 4.500 Mitarbeiter in weltweit 35 Niederlassungen – mit einem Umsatz von 727 Millionen Euro im Jahr 2020.

In zwölf Readychain-Fabriken weltweit produziert Igus über 1.600 entsprechende Systeme pro Woche.
In zwölf Readychain-Fabriken weltweit produziert Igus über 1.600 entsprechende Systeme pro Woche.Bild: igus GmbH

Motion plastics für bewegte Anwendungen

Heute produziert Igus schmierfreie Hochleistungskunststoffe, die die Technik verbessern und Kosten senken, überall dort, wo sich etwas bewegt. Bei Energieketten, hochflexiblen Kabeln, Gleit- und Linearlagern sowie der Gewindetechnik aus Tribopolymeren führt Igus weltweit die Märkte an. Die Forschung in dem hauseigenen 3.800qm großen Testlabor produziert laufend Innovationen und mehr Sicherheit für die Anwender. So kann von allen Produkten die Lebensdauer für die jeweilige Anwendung ermittelt werden. Dazu gibt Igus den Anwendern einen kostenlosen Zugang zu seinen Onlinetools.

Blick ins Innere der Motion plastics Fabrik: Die schmierfreien Hochleistungskunststoffe verbessern die Technik und senken Kosten überall dort, wo sich etwas bewegt.
Blick ins Innere der Motion plastics Fabrik: Die schmierfreien Hochleistungskunststoffe verbessern die Technik und senken Kosten überall dort, wo sich etwas bewegt. – Bild: igus GmbH

In den letzten Jahren expandierte das Unternehmen auch durch interne Start-ups, z.B. für Polymerkugellager, Robotergetriebe, 3D-Druck, die Plattform RBTX für Lean Robotics und intelligente ’smart plastics‘ für die Industrie 4.0. Zu den wichtigsten Umweltinvestitionen zählen das ‚chainge‘ Programm – das Recycling von gebrauchten e-ketten – und die Beteiligung an einer Firma, die aus Plastikmüll wieder Öl gewinnt. Die Hauptfabrik steht im Gründungsort Köln, allerdings nicht mehr in Mülheim, sondern in Lind. Auch ist aus den einst 55qm eine Fabrik von veritabler Größe geworden. Das 1994 vom Architekten Nicholas Grimshaw errichtete Vorzeigebauwerk auf dem 90.000qm umfassenden Firmen-Campus ist mit seinen markanten gelben Pylonen aus allen Himmelrichtungen von weither gut sichtbar.

Hohe Flexibilität und vorausschauendes Denken

Anlässlich der 90. Geburtstage des Gründerpaars ließ sich Frank Blase etwas Besonderes einfallen: ein Nachbau genau der Gründungsgarage vor der Igus Firmenzentrale. Im Innenraum des Nachbaus waren einige Meilensteine der Firmen-Historie zu sehen, so beispielsweise die erste Igus Kunststoff-Spritzgussmaschine. Vieles hat sich seitdem verändert: Das Portfolio umfasst inzwischen 200.000 Teile ab Lager. Dabei beherzigt Igus bis heute eine Maxime von Günter Blase – und sie ist aktueller denn je: „Wir müssen uns stets auf minus 50 und plus 50 Prozent einstellen“.

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