dima-Interview: Diversity beim Global Player

Der Hersteller Walter mit Sitz in Tübingen gehört zu den ganz Großen in Sachen Präzisionswerkzeuge. Bei einem weltweit tätigen Anbieter, aber auch bei Klein- und mittelständischen Unternehmen (KMU) spielen neben den technischen und monetären Aspekten insbesondere die personellen Ressourcen sowie deren bestmöglicher Einsatz eine entscheidende Rolle. Im exklusiven dima-Interview stellt sich Anette Skau Fischer, Vice President Global Human Resources, unseren fünf Fragen zum Thema Diversity.

Wie ein global aufgestelltes Unternehmen aktuellen Herausforderungen wie Fachkräftemangel, bereichsübergreifende Zusammenarbeit oder inklusiv geführte Teams begegnet sowie als Chance – für mehr Effizienz, Kreativität und Innovation – nutzt, berichtet Anette Skau Fischer vom Werkzeughersteller Walter.

Walter gehört zu den international führenden Unternehmen im Bereich Metallbearbeitung und betreibt 22 Produktionsstandorte mit mehr als 3.800 Mitarbeiter:innen weltweit: Anette Skau Fischer verbindet als Führungskraft dabei Mensch und Technik mit hoher Ko
Walter gehört zu den international führenden Unternehmen im Bereich Metallbearbeitung und betreibt 22 Produktionsstandorte mit mehr als 3.800 Mitarbeiter:innen weltweit: Anette Skau Fischer verbindet als Führungskraft dabei Mensch und Technik mit hoher KoBild: TeDo Verlag GmbH

dima: Was bedeutet Diversity in Unternehmen aus Ihrer Sicht? Warum ist Ihnen das Thema so wichtig?

Anette Skau Fischer: Diversity bedeutet mehr als eine gender-inklusive Sprache. Eine Firma divers zu gestalten heißt vor allem, die Unterschiedlichkeit der Mitarbeiter:innen ernst zu nehmen und als wichtigen Faktor für den Erfolg des Unternehmens zu begreifen und zu fördern. Walter ist seit Jahren international aktiv – und wir sehen, wie enorm sich auch in Deutschland das gesellschaftliche Umfeld gewandelt hat. Ein Hersteller wie Walter, der für motivierte, kreative und engagierte Mitarbeiter:innen auf allen Ebenen attraktiv sein will, muss entsprechende Diversity-freundliche Strukturen stärken und weiter aufbauen. Wer Diversität und Inklusivität nur als eine Art Modethema betrachtet, verschenkt massiv das Potential seines Unternehmens. Zentral für den Erfolg einer inklusiven Firmenkultur ist dabei die Führungsebene: Sie muss die Ziele formulieren und in konkretes Handeln umsetzen.

dima: Wie wichtig ist Diversity, um als Arbeitgeber attraktiv zu sein? Wie profitieren Unternehmen von inklusiven Teams?

Skau Fischer: Mit seinem Diversity-Ansatz stellt sich Walter auf den Fachkräftemangel in MINT-Berufen ein. Aber auch das Profil und die Anforderungen der Mitarbeiter:innen an ihren Arbeitsplatz haben sich geändert. Wir ermutigen deshalb Menschen, sich bei uns zu bewerben oder sich innerhalb des Unternehmens weiterzuqualifizieren, die sich nicht im klassischen Facharbeiter- oder Ingenieursbild wiederfinden.

>>Wichtig sind konkret formulierte messbare Ziele<<

Das sind nicht nur Frauen, sondern auch Menschen mit Migrationshintergrund oder ungeraden Bildungs- und Karrierewegen sowie Menschen mit Care-Arbeit-Verpflichtungen oder mit körperlichen Einschränkungen. Zahlreiche Untersuchungen zeigen, dass divers aufgestellte und inklusiv geführte Teams innovativer und effektiver arbeiten als homogene Gruppen. Durch viele unterschiedliche Perspektiven, die in einem diversen Team aufeinandertreffen, wächst die Kreativität des gesamten Teams und jedes/jeder einzelnen.

dima: Bei Walter arbeiten aktuell 15,5 Prozent Frauen in Führungspositionen. Warum tun sich Klein- und mittelständische Unternehmen oft schwer, Ingenieurinnen zu gewinnen?

Skau Fischer: Der Wille Ingenieurinnen einzustellen allein reicht nicht, um für die Zielgruppe auch attraktiv zu sein. Walter arbeitet an einer umfassenden Rekrutierungs- und Förderungsstrategie für Ingenieurinnen: Ganz wichtig sind familienfreundliche Arbeitsbedingungen sowie Angebote, auch in Teilzeit Verantwortung übernehmen und Karriere machen zu können. Wir sprechen außerdem gezielt junge Frauen im Unternehmen mit konkreten Förderangeboten an und haben ein Mentoring-Programm etabliert.

Erfrischend natürlich mit qualifiziertem Blick für die Mitarbeiter:innen - Anette Skau Fischer, Vice President Global Human Resources bei Walter: "Entscheidend ist, dass die Führungskräfte Diversity als Haltung vorleben und entsprechend kommunizieren."
Erfrischend natürlich mit qualifiziertem Blick für die Mitarbeiter:innen – Anette Skau Fischer, Vice President Global Human Resources bei Walter: „Entscheidend ist, dass die Führungskräfte Diversity als Haltung vorleben und entsprechend kommunizieren.“Bild: TeDo Verlag GmbH

Walter beteiligt sich darüber hinaus an Initiativen, um Mädchen und jungen Frauen die Attraktivität sowie die Chancen von MINT-Fächern und -berufen aufzuzeigen. Hier hat sich in den letzten Jahren gesellschaftlich einiges getan, aber es muss noch deutlich mehr passieren. Darauf haben Unternehmen selbst auch nur einen begrenzten Einfluss, aber weibliche Rollenmodelle jenseits klassischer Gender-Stereotypen sind dabei auf jeden Fall hilfreich. Walter macht deswegen unter anderem die eigenen Ingenieurinnen und MINT-Fachfrauen sichtbarer.

dima: Wie nimmt Walter das Personal mit auf den Weg zu Diversity? Was sind die Erfolgsfaktoren?

Skau Fischer: Wichtig sind konkret formulierte messbare Ziele, an denen sich alle im Unternehmen orientieren. Fortschritte werden so sichtbar – genauso wie die Bereiche, wo wir noch vorankommen müssen. Natürlich gilt es, den Mitarbeiter:innen transparent zu kommunizieren, was Diversity bei Walter heißt, was das für sie konkret bedeutet und wie sie sich selbst einbringen können.

Seiten: 1 2Auf einer Seite lesen

Das könnte Sie auch Interessieren

Bild: INGERSOLL Werkzeuge GmbH
Bild: INGERSOLL Werkzeuge GmbH
Anwenderstory: Stabil in die Tiefe bohren

Anwenderstory: Stabil in die Tiefe bohren

Die beiden Unternehmen Deutsche Aircraft und Heggemann entwickeln gemeinsam verbesserte Flugzeugfahrwerke für die DAG Regionalflugzeugflotte DO328 TP & Jet sowie die zurzeit in Entwicklung befindliche zukünftige Turboprop-Variante D328eco. Zur Herstellung der Bauteile sind tiefe Bohrungen erforderlich. Meissner aus Biedenkopf-Wallau übernahm diese Aufgabe für den Zulieferer, dessen Bearbeitungszentren dafür zu klein sind. Die entsprechenden Tools baute Ingersoll Werkzeuge aus seinem InnoFit-System mit dem Schwingungsdämpfer I-Absorber und passenden Fräsern modular auf.

Bild: Hartmetall-Werkzeugfabrik Paul Horn GmbH - Nico Sauermann
Bild: Hartmetall-Werkzeugfabrik Paul Horn GmbH - Nico Sauermann
Für Langdrehmaschinen optimiert

Für Langdrehmaschinen optimiert

Der Werkzeughersteller Paul Horn aus Tübingen hat nie aufgehört, das bestehende Produktportfolio stets weiterzuentwickeln und zu optimieren. Parallel dazu integriert Horn die Wertschöpfung zu nahezu 100 Prozent in die eigene Produktion. Die Einsatzmöglichkeiten der Werkzeugsysteme sind inzwischen enorm gewachsen. Die heutigen Zerspanungsaufgaben und der Einsatz in einem vielfältigen Werkstoffspektrum verlangen eine ständige Weiterentwicklung und Anpassung der Werkzeugsysteme.

Bild: Igus GmbH
Bild: Igus GmbH
Next Level Recycling

Next Level Recycling

Kunststoffe sind besonders vielseitig anwendbar und in unserem Alltag umfassend im Einsatz. Erreichen sie ihr Lebensende, landen sie jedoch häufig in der Verbrennungsanlage. Um kostbare Ressourcen und die Umwelt zu schonen, gilt es eine nachhaltige Kunststoffwirtschaft zu fördern. Dieses Ziel verfolgt auch der Kölner Kunststoffspezialist Igus mit seiner Recycling-Plattform ‚Chainge‘.

Bild: Porsche
Bild: Porsche
Temporeiche Kooperation

Temporeiche Kooperation

Der Werkzeugmaschinenspezialist Heller aus Nürtingen ist ab sofort neuer Technologiepartner von Porsche Penske Motorsport. Erstmals sichtbar wird die Kooperation beim legendären 24-Stunden-Rennen von Le Mans am 10. und 11. Juni 2023. „Heller und Porsche Penske Motorsport verbindet die gleichen Werte: Präzision im Detail und Nachhaltigkeit in Entwicklung und Produktion“, beschreibt Heller Vorstandschef Dr. Thorsten Schmidt die neue Partnerschaft.

Bild: Ultimaker B.V.
Bild: Ultimaker B.V.
Erweiterungssatz für den 3D-Druck mit Metallen

Erweiterungssatz für den 3D-Druck mit Metallen

Der Anbieter Ultimaker aus den Niederlanden erweitert sein Portfolio um ein Metal Expansion Kit, das den 3D-Druck aus Metall verfügbarer und kostengünstiger machen soll. Durch den Erweiterungssatz lassen sich Bauteile mit hoher mechanischer Belastung und thermischer Beständigkeit produzieren, die selbst mit Hochleistungs-Thermoplasten bisher nicht herstellbar sind.

Bild: Schaeffler Technologies AG & Co. KG
Bild: Schaeffler Technologies AG & Co. KG
Neues Mitglied im Vorstand

Neues Mitglied im Vorstand

Der Schaeffler-Aufsichtsrat hat mit Wirkung ab 1. Mai 2024 Sascha Zaps (48) zum Mitglied des Vorstands der Schaeffler AG und zum neuen Vorstand Industrial berufen. Er folgt in dieser Position auf Dr. Stefan Spindler (61), der seinen Vertrag aus Altersgründen nicht über den 30. April 2024 hinaus verlängern wird. Dr. Stefan Spindler hatte die Rolle am 1. Mai 2015 übernommen. Sascha Zaps (Bild) kam 2019 zu Schaeffler und wurde am 1. September 2021 zum Regional CEO Europa ernannt.

Bild: KISSsoft AG
Bild: KISSsoft AG
Festigkeitsberechnung von Kegelrädern

Festigkeitsberechnung von Kegelrädern

Die Festigkeitsberechnung von Kegelrädern nach Normen wie ISO, AGMA etc. wird auf der Basis von Ersatzstirnrädern durchgeführt – lediglich modifiziert durch einige spezifische Kegelradfaktoren. Die Auslegungsmethoden dieser Normen umfassen auch die Berechnung der zulässigen Beanspruchungen und ergeben schließlich die Sicherheitsfaktoren. Mithilfe der Kontaktanalyse für Kegelräder lassen sich die Beanspruchungen berechnen.

Bild: Automation24 GmbH
Bild: Automation24 GmbH
Konfigurierbare Sicherheitslösungen

Konfigurierbare Sicherheitslösungen

Um den stetig wachsenden und sich ändernden Sicherheitsauflagen bei modernen Produktionsanlagen gerecht zu werden, baut Automation24 sein Angebot an Sicherheitstechnik sukzessive aus. So sorgen die Sicherheitsschaltleisten und -bumper vom Hersteller ASO Safety Solutions für ein sicheres Stoppen von Systemen und für die Sicherung an Quetsch- und Scherkanten. Beide Komponenten sind im Online-Shop konfigurierbar und lassen sich auf die werkseigenen Bedingungen anpassen.