Deutsche Werkzeugmaschinenindustrie erwartet 14 Prozent plus

"Die Werkzeugmaschinenindustrie hat gute Chancen auf ein erfolgreiches Jahr 2022", so Franz-Xaver Bernhard, Vorsitzender des VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken) Mitte Februar auf der Jahrespressekonferenz des Verbands in Frankfurt am Main. Seit vergangenem Jahr befindet sich die Branche in einem deutlichen Aufschwung, der bezogen auf Märkte und Abnehmerbranchen breit aufgestellt ist. Für 2022 wird ein Produktionsplus von 14 Prozent prognostiziert.
Franz-Xaver Bernhard, Vorsitzender des VDW: "Wir haben gute Chancen auf ein erfolgreiches Jahr 2022."
Franz-Xaver Bernhard, Vorsitzender des VDW: „Wir haben gute Chancen auf ein erfolgreiches Jahr 2022.“Bild: Maschinenfabrik Berthold Hermle AG

„Der Optimismus für 2022 gründet auf der hervorragenden Nachfrageentwicklung seit Mitte vergangenen Jahres“, erläutert Bernhard. Sie zeige den großen Nachholbedarf bei den Investitionen weltweit, der gerne mit Werkzeugmaschinen ‚Made in Germany‘ gedeckt werde. Der Auftragseingang stieg 2021 insgesamt um 58 Prozent. Deutlicher Treiber war das Ausland mit einem Anstieg von 62 Prozent. Die inländischen Bestellungen legten ebenfalls kräftig um mehr als die Hälfte zu.

Nachfrage zieht merklich an

Von den ausländischen Märkten hatten die Europäer nach vorläufigen Zahlen des VDW die Nase vorn. Sie steigerten ihre Bestellungen um 90 Prozent, gefolgt von Amerika mit einem Zuwachs von 66 und Asien mit einem Anstieg von 61 Prozent. China und die USA bleiben die beiden größten Märkte und die wichtigsten Kunden mit hohen zweistelligen Zuwächsen von 65 und 92 Prozent. In der Liste der Top 20 haben alle Länder ihre Nachfrage mindestens zweistellig, manche sogar dreistellig, nach oben gefahren. Besonders gut liefen die Bestellungen aus Italien, Österreich, Tschechien, der Schweiz und Indien. Italien und Österreich profitierten von staatlicher Förderung.

Hürde 1: Lieferengpässe

„Engpässe in den Lieferketten von Elektronikbauteilen und Metallerzeugnissen waren das beherrschende Thema für die Industrie im vergangenen Jahr – und sie dauern an“, berichtet Bernhard. In der Werkzeugmaschinenindustrie hatten sie laut einer Umfrage Ende 2021 nahezu alle Hersteller erreicht. Insbesondere der Chipmangel trifft die Firmen zweifach. Einerseits ist die Lieferfähigkeit des wichtigen Abnehmers Automobilindustrie eingeschränkt. Andererseits fehlen Chips für Steuerungen, einer der wichtigsten Komponenten in der Werkzeugmaschine, aber auch für Gateways, Edge Computer oder Antriebe. Das verzögert die Auslieferung bestellter Maschinen.

Die Werkzeugmaschinenbranche erwartet für dieses Jahr einen deutlichen Produktionsanstieg.
Die Werkzeugmaschinenbranche erwartet für dieses Jahr einen deutlichen Produktionsanstieg.Bild: Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken e.V.

Für die Werkzeugmaschinenindustrie sind Einfluss- und Kompensationsmöglichkeiten kurzfristig sehr begrenzt. Die Umstellung auf eine neue Chipgeneration braucht Zeit, weil schnell Entwicklungsaufwände von mehreren Mannjahren entstehen können. Mittelfristig werde es immer wichtiger, stabile Lieferketten aufzubauen und die Zahl der Lieferanten zu diversifizieren, um Abhängigkeiten zu reduzieren.

Hürde 2: Fachkräftemangel

Fast alle Werkzeugmaschinenunternehmen sehen den Fachkräftemangel ähnlich gravierend wie die Lieferengpässe. Über zwei Drittel der Hersteller wollen nach einer Umfrage im laufenden Jahr ihre Stammbelegschaft aufstocken. Demgegenüber war die Zahl der freien Stellen im Maschinenbau im Dezember 2021 etwa doppelt so hoch wie Ende 2020. Auch die Zahl der Bewerber um eine Ausbildungsstelle und die der abgeschlossenen Ausbildungsverträge sind rückläufig.

Die Verfügbarkeit von Fachkräften ist in der hochspezialisierten Werkzeugmaschinenindustrie unverzichtbare Voraussetzung für die Wettbewerbsfähigkeit. „Und qualifizierte Fachkräfte setzen eine qualifizierte Ausbildung voraus“, weiß Bernhard.

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Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken e.V.

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