Fachartikel mit Video: Raus aus dem Sumpf

Der Mediumverteiler des Anbieters MHT GmbH Merz & Haag ist ein eigenständiges System zur Zerspanung, das technisch und physikalisch nichts mit Kühlschmierstoff, Minimalmengenschmierung oder innerer Kühlmittelzufuhr zu tun hat. Durch die Schmierung in Aerosol-Qualität bleiben sowohl Maschinen als auch Bauteile trocken, die sich direkt weiterverarbeiten lassen.
Physikalisch und technisch ist der Mediumverteiler ein System mit Alleinstellungsmerkmal zum Fräsen und Bohren: eine Trockenschmiertechnik mit Druckluftkühlung durch den Düsenkörper (rote Hülse), der sich selbst nicht mitdreht.
Physikalisch und technisch ist der Mediumverteiler ein System mit Alleinstellungsmerkmal zum Fräsen und Bohren: eine Trockenschmiertechnik mit Druckluftkühlung durch den Düsenkörper (rote Hülse), der sich selbst nicht mitdreht. Bild: MHT GmbH Merz & Haag

Aktuell werden spanende Fertigungsverfahren immer noch zu einem hohen Prozentsatz mit Überflutungsschmierung betrieben. „Eigentlich kennt man ja nichts anderes“, so Jochen Dorlöchter, geschäftsführender Gesellschafter der Walther Wolf GmbH in Wendelstein. Der Mittelstandsbetrieb fertigt seit vier Generationen Bauteile für den Werkzeug- und Formenbau. Die Franken entschieden sich vor einigen Jahren als einer der ersten Anwender für den Mediumverteiler und sind auch heute noch hochzufrieden.

Qualität verbessert – Werkzeugkosten reduziert

Bei Walther Wolf steckt der Mediumverteiler in der gesamten Automationsanlage, in der unter anderem zwei Röders-Fräsmaschinen sowie ein externes Wechslermagazin mit über 300 Werkzeugplätzen mit dem Mediumverteiler ausgestattet sind. Solitär sind in der Halle zwei Hermle-Fräsmaschinen mit dem System versehen.

>>Die Amortisation lag dabei unter einem Jahr<<

„Verglichen mit unserer vorherigen Produktionsweise haben wir mit dem Mediumverteiler enorme Qualitätsverbesserungen erreicht, was Oberflächen, Maß- und Wiederholgenauigkeit betrifft. Doch der größte finanzielle Nutzen liegt bei den Standzeiten: Hier sparen wir jedes Jahr über 100.000 Euro an Werkzeugkosten“, weiß Dorlöchter zu schätzen. „Außerdem haben wir seither eine super Energiebilanz und ohne Nassmanagement produzieren wir keinen Sondermüll mehr.“

Kupferkegel, gefräst von der Walther Wolf GmbH auf einer Röders RSH 601 (HSK 40), ohne Nacharbeiten mit einer Oberflächenqualität Ra von 0,02.
Kupferkegel, gefräst von der Walther Wolf GmbH auf einer Röders RSH 601 (HSK 40), ohne Nacharbeiten mit einer Oberflächenqualität Ra von 0,02. Bild: MHT GmbH Merz & Haag

Diese Ergebnisse bestätigt Gerd Ringelmann, Produktionsleiter von ZF Friedrichshafen in Schweinfurt: „Wir konnten mit dem Mediumverteiler bei der Zerspanung von sehr schwierigem, hartem Material HRC 63 die Werkzeugkosten halbieren und gleichzeitig doppelt so schnell arbeiten. Die Amortisation dieser hohen Investition lag dabei unter einem Jahr!“

System mit Alleinstellungsmerkmal

Der Mediumverteiler von MHT GmbH Merz & Haag funktioniert ohne Schwallschmierung und ist daher keine Kühlschmierstoff (KSS)-Lösung. Ebenso lässt sich nicht der Minimalmengenschmierung (MMS) zuordnen, denn abgesehen von den immer noch zu viel verwendeten Schmiermitteln müssen Gliederschläuche nicht von Hand justiert werden – es gibt schlichtweg keine, ebenso keine Ölauffangbecken, Filter- oder Pumpanlagen. Auch bedient sich die Lösung des Anbieters aus dem baden-württembergischen Schramberg keiner inneren Kühlmittelzufuhr (IKZ) durch die Spindel.

Der Mediumverteiler zum Fräsen und Bohren nutzt eine Trockenschmiertechnik mit Druckluftkühlung durch den Düsenkörper (rote Hülse). Das sorgt für den richtigen Anpressdruck der über die Spindeladaption zugeführten Druckluft (6bar) an die Werkzeugschneiden. Es entsteht ein Luftmantel entlang der Schneiden bis hinunter zum Bauteil.

Der Reibdruck fällt

Die Druckluftkühlung minimiert in erster Linie den Reibdruck, wodurch Temperaturen konstant und niedrig gehalten werden. Ohne die belastenden Schwankungen gibt es keine Mikrorisse und Materialspannungen mehr. Das schont zugleich die Schneiden und erhöht damit Standzeiten, die mit dem Mediumverteiler teilweise vervielfacht werden. Neben der effizienten Kühlung löst die Druckluft eine weitere wesentliche Problemstellung der Zerspanung: Sie transportiert die (sowohl trockenen als auch recyclebaren) Späne sauber und zu 100 Prozent von der Bearbeitungsstelle weg; Spanüberfuhr gibt es nicht mehr. Auf diese Weise werden Oberflächen geschont; darüber hinaus wird sogar fräsen in Polierqualität möglich.

Die innovative Lösung, installiert auf einer Röders-Fräsmaschine. Bild: MHT GmbH Merz & Haag
Die innovative Lösung, installiert auf einer Röders-Fräsmaschine. Bild: MHT GmbH Merz & Haag

Seiten: 1 2Auf einer Seite lesen

Das könnte Sie auch Interessieren

Bild: Maschinenfabrik Berthold Hermle AG
Bild: Maschinenfabrik Berthold Hermle AG
Branchentreff mit Technologietransfer in Gosheim

Branchentreff mit Technologietransfer in Gosheim

In fast allen Branchen zuhause – das sind die Bearbeitungszentren und Automationslösungen von Hermle. So zählen namhafte Branchen wie der Werkzeug- und Formenbau, Maschinenbau, Automotivbereich, Medizintechnik, Luft- und Raumfahrt, Elektroindustrie und der Energiesektor, aber auch zahlreiche Zulieferbetriebe und Lohnfertiger zu den Anwendern von Hermle Produkten.

Bild: Fabasoft Approve GmbH
Bild: Fabasoft Approve GmbH
Top-Technologietrends 2024

Top-Technologietrends 2024

Die Kombination von Technologien sowie das Verbinden von Menschen, Geräten, Inhalten und Diensten ist die Grundlage für neue Geschäftsmodelle sowie Plattformen. Der Nachhaltigkeitsgedanke spielt bereits eine große Rolle in puncto Digitalisierungsstrategie und wird zunehmend wichtiger. Aus Sicht von Fabasoft Approve stellen vier Technologien essenzielle Aspekte für den Bereich Nachhaltigkeit und das Generieren von beständigen Wettbewerbsvorteilen dar.

Bild: Powerhouse Solutions GmbH
Bild: Powerhouse Solutions GmbH
Datengetriebene Produktionen vereinfachen

Datengetriebene Produktionen vereinfachen

Wer Fertigungsdaten erhebt, bekommt es schnell mit riesigen Datenmengen zu tun. Diese verstellen leicht den direkten Blick auf naheliegende und einfache Maßnahmen, die die Produktion optimieren. Powerhouse Solutions hat mit TwinHub eine Plattform entwickelt, die gewollt pragmatisch – ohne überbordende und dadurch lähmende Komplexität – zum Bindeglied zwischen Maschinendaten sowie übergeordneten Systemen wird.

Bild: Supfina Grieshaber GmbH & Co. KG
Bild: Supfina Grieshaber GmbH & Co. KG
Fachartikel: Autonome Fertigung

Fachartikel: Autonome Fertigung

Immer weniger Menschen müssen immer mehr produzieren. Das ist bereits ein langanhaltender Trend, der sich fraglos weiter fortsetzt und sogar zu einer essenziellen Notwendigkeit wird. Bisherige Fertigungskonzepte in der Wälzlagerindustrie benötigen besonders qualifiziertes Personal – selbst oder gerade, wenn diese hoch automatisiert sind. Beim Bedienen, Rüsten und Optimieren ist der Mensch gefragt. Was aber, wenn der Mensch einfach nicht mehr zur Verfügung steht? Supfina bietet hier Lösungen an.

Bild: ACP Systems AG
Bild: ACP Systems AG
Trockene vollautomatisierte Reinigungsprozesse

Trockene vollautomatisierte Reinigungsprozesse

Das Ziel, die Energie- und Ressourceneffizienz zu optimieren, führt in der industriellen Teilereinigung zu einem verstärkten Einsatz von trockenen Verfahren, mit denen sich Verunreinigungen prozesssicher entfernen lassen. Gleichzeitig besteht immer mehr die Anforderung, Reinigungsprozesse automatisiert und in Fertigungslinien integriert durchzuführen.