GrindTec vom 7. bis zum 10. März 2023 in Leipzig: Halle 5 - Stand C 05

Titelstory – dima-Interview: „Who the fuck is Adelbert?“

Renaming und Rebranding: Aus Haas Schleifmaschinen wird Adelbert Haas. Die Schleifmaschinenexperten schauen zurück, nach vorn und besinnen sich dabei auf ihren Pionier und Gründer Adelbert Haas. Wir sprechen mit Geschäftsführer Dirk Wember über die Beweggründe, Einzigartigkeit in der Branche sowie Lösungskompetenz und Schleifprozesse in Verbindung mit innovativer Software.
Dirk Wember ist seit Anfang 2000 Gesellschafter und Geschäftsführer bei Adelbert Haas - bisher Haas Schleifmaschinen. Er teilt sich diese Aufgabe mit seiner Tochter Marie-Sophie Maier-Wember und mit seinem langjährigen Mitstreiter und Technologiechef Thomas Bader.
Dirk Wember ist seit Anfang 2000 Gesellschafter und Geschäftsführer bei Adelbert Haas – bisher Haas Schleifmaschinen. Er teilt sich diese Aufgabe mit seiner Tochter Marie-Sophie Maier-Wember und mit seinem langjährigen Mitstreiter und Technologiechef Thomas Bader. – Bild: Adelbert Haas GmbH

dima: Herr Wember, eigentlich sollten der Firmenname und das Markenlogo das letzte sein, was ein Unternehmen ändert. Beides ist der Inbegriff von Bekanntheit, Vertrauen und dazu ein Werteversprechen an sich.

Dirk Wember: Da gebe ich Ihnen vollkommen recht. Und dennoch gibt es wichtige Anlässe, dies zu tun. Wir haben uns gerade deshalb auch nicht für ein krasses Renaming entschieden und irgendeine sinnfreie Wortkreation entwickelt. Die Notwendigkeit für eine behutsame Markenevolution drängte sich in den vergangenen Jahren immer mehr auf – und jetzt gehen wir mutig diesen Schritt. Die Gründe dafür möchte ich gerne erläutern und vielleicht steht der ein oder andere Maschinenbauer ja auch vor dieser Herausforderung und kann sich an uns ein Beispiel nehmen.

Mehr Effizienz und Produktivität zum Beispiel beim Schleifen von Fräsern: 
unter anderem durch die virtuelle Prozessoptimierung mit Multigrind Styx.
Mehr Effizienz und Produktivität zum Beispiel beim Schleifen von Fräsern: unter anderem durch die virtuelle Prozessoptimierung mit Multigrind Styx. – Bild: Adelbert Haas GmbH

dima: Gerne, denn wir sind immer noch etwas überrascht – Nachrichten aus Trossingen sind in aller Regel sonst Hightech-Innovationen. Welche Gründe haben Sie zu diesem Schritt bewogen?

Ich nenne Ihnen den Hauptgrund, der mich schon seit Jahren umtreibt. Unserem bisherigen Namen Haas Schleifmaschinen sind wir längst entwachsen. Der Name limitiert uns viel zu stark und bremst irgendwann in naher Zukunft unsere Geschäftsentwicklung aus, anstatt ihr ordentlich Schub zu verleihen. Wir bauen keine Schleifmaschinen – wir entwickeln einzigartige Technologien und werden für unsere Lösungskompetenz geschätzt!

>>Wir sind seit jeher Tüftler, Pioniere und „Geht nicht, gibt´s nicht“ Macher<<

Bei den Anforderungen der Zukunft spielt unsere eigene Software eine entscheidende Rolle. Als Unternehmen sind wir ein Hybrid und in unserer Branche einzigartig: einerseits Maschinenbauer im Segment Schleifen und zum anderen Softwarepionier mit Lösungswegen, die uns auch außerhalb unserer sehr speziellen Branche interessant machen. Und wenn wir bei Haas an Grenzen stoßen, wollen wir diese so schnell wie möglich überwinden: aktuell mit einem neuen Auftritt, und technologisch sowieso.

dima: Gibt es dafür ein konkretes Beispiel, das dies veranschaulicht?

Bild: Adelbert Haas GmbH

Ein Beispiel unter vielen: Styx! Mit unserer Software Multigrind Styx visualisieren und optimieren wir komplette Produktionsabläufe, bevor das zu schleifende Werkstück überhaupt in die Maschine eingespannt wird. Dieses digitale Testfeld für 3D-Optimierung bietet – mit seiner 1:1-Visualisierung – maximale Kontrolle, pixelgenau und ohne Einschränkung. Das spart viel Zeit und unnötiges verschleifen von teuren Rohlingen. Hier braucht man ja nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, was diese Technologie auch in verwandten Branchen bewirken könnte.

dima: Gibt es weitere Gründe? Oder wollten Sie sich einfach nur von dem Begriff Schleifmaschinen trennen?

Ein häufiger Grund für die Veränderung des Markennamens ist eine erfolgreiche Internationalisierung. Das ist auch bei uns eingetreten. Wir sind auf allen Kontinenten auf dem Vormarsch und das erzeugt natürlich auch Konflikte. Für uns ist eine Alleinstellung im Markt unabdingbar. Wir wollen uns mit unserer Spitzentechnologie klar abgrenzen und weltweit noch mehr Interesse für unsere Lösungsangebote erzielen. Dafür müssen wir uns differenzieren, um eine mögliche Verwechselung auszuschließen. Mit dem neuen Namen ‚Adelbert Haas GmbH‘ verstärken wir international den Markenschutz und bleiben trotzdem flexibel für das, was wir uns für die Zukunft vorgenommen haben.

dima: Und was hat das alles mit dem Namensgeber Adelbert zu tun?

Tja, wer einen Plan A hat, braucht keinen Plan B, A wie Adelbert. Mit Adelbert wollen wir ein Bewusstsein für unsere Herkunft aus dem Schwarzwald schaffen. Adelbert Haas schafft aus Herkunft – Zukunft. Wir sind seit jeher Tüftler, Pioniere und ‚Geht nicht, gibt´s nicht‘-Macher. Wir sind konsequent, mutig und immer ganz nah an den Herausforderungen unserer Kunden. Diese Eigenschaften prägen uns seit beinahe 90 Jahren und sind unverrückbarer Bestandteil unserer Unternehmens-DNA. Deshalb ist uns die Entscheidung für ‚Adelbert Haas‘ ja auch einfach in den Schoß gefallen.

Aus Haas Schleifmaschinen wird Adelbert Haas - sonst ändert sich nix: 
Schleifprozesse auf das nächste Level zu bringen, bleibt wie seit jeher im Fokus.
Aus Haas Schleifmaschinen wird Adelbert Haas – sonst ändert sich nix: Schleifprozesse auf das nächste Level zu bringen, bleibt wie seit jeher im Fokus. – Bild: Adelbert Haas GmbH

dima: Ist Adelbert Haas GmbH nicht etwas zu sperrig, besonders außerhalb des Sprachraums?

Ja, natürlich ist Adelbert sperrig – und das ist gut so. Ein Name mit Ecken und Kanten sorgt zunächst für Diskussionen, zahlt sich aber langfristig aus. Vor dem Zungenbrecher haben wir keine Angst, dafür sind wir mittlerweile viel zu relevant in dem Markt. Gerade das Ungewöhnliche an unserem Adelbert macht ihn besonders, und besonders wollen wir für unseren Kunden auch sein! An kompromisslosem Mut hat es dem Unternehmen nie gefehlt, im Gegenteil. Wer hätte sonst in unserer Branche seine neue Werkzeugschleifmaschine Multigrind Radical genannt? Wir denken radikal anders, agieren zukunftsorientiert… und genau das schätzen unsere Kunden.

Auch bei weiteren Rotationswerkzeugen sorgt Multigrind 
Styx für einen ausgezeichneten Schliff.
Auch bei weiteren Rotationswerkzeugen sorgt Multigrind Styx für einen ausgezeichneten Schliff. – Bild: Adelbert Haas GmbH

Dirk Wember lacht und fügt hinzu: Die Menschen brauchen sicher etwas Zeit, um sich an den Adelbert zu gewöhnen. Diese Zeit nehmen wir uns gerne. Akzeptanz und Identifikation sind uns besonders wichtig, intern wie extern. Stellen Sie sich nur unsere treuen Kunden vor, denen bedeutet die Marke Haas sehr viel. Und plötzlich wird ihnen irgendein Fantasiename vorgesetzt? Dann nimmt man ihnen etwas weg, das sie geschätzt und dem sie vertraut haben. Wir wollen unseren psychologischen Mehrwert erhalten, und mit ihm unsere Haltung und unsere Aura.

Klar ist aber auch: Selbst wenn unsere Beweggründe stichhaltig sind, werden sie natürlich von der Öffentlichkeit hinterfragt, und das ist ja auch gut so. Unser neuer Name muss sich mit dem bisherigen messen lassen; deshalb wollten wir auch kein unbeschriebenes Blatt. Wir sind behutsam und doch mutig vorgegangen. Mit einem völlig neuen Markennamen gehen Erinnerungen verloren. Das haben wir mit der Entscheidung zu Adelbert Haas vermieden.

Bild: Adelbert Haas GmbH

dima: Aber warum gerade jetzt, werden sich unsere Leser fragen. Gibt es da etwa doch noch weitere Gründe?

Ich formuliere das mal im Ausschlussverfahren, damit keine Missverständnisse entstehen: Es gibt bei Adelbert Haas keinen Fremdinvestor. Wir haben nicht fusioniert. Wir waren auch während Corona sehr erfolgreich und haben sogar die Zeit genutzt, um unsere Multigrind Radical zu entwickeln. Unsere Auftragsbücher sind voll und wir schauen überaus zuversichtlich nach vorn. Thomas Bader und ich haben mit meiner Tochter Marie-Sophie Maier-Wember eine weitere Geschäftsführerin in den Kreis aufgenommen und damit die Wachstumsthemen Digitalisierung und Software ganz oben verortet.

Und wenn es doch noch unbeantwortete Fragen gibt, rufen sie doch einfach bei mir durch! Ich freue mich immer über den direkten Kontakt, ganz besonders nach den vergangenen zwei Jahren.

dima: Kann so eine Umfirmierung denn auch schiefgehen? Haben sie davor keine schlaflosen Nächte?

Natürlich gibt es keine Garantie. Letztendlich entscheidet über den Erfolg oder Misserfolg die Öffentlichkeit. Ich kann mich gut an ein Negativbeispiel aus den vergangenen Jahren erinnern, und ehrlich, das schmerzt bis heute. Die Namensänderung von ‚Michael Deckel‘ zu ISOG war sowohl handwerklich als auch psychologisch gesehen ein Fiasko. Da ging das ganze Markenkapital, das so erfolgreich aufgebaut wurde – alles was der Kunde mit der Marke verbunden hat – verloren. Das Resultat kennen wir: Stilllegung im April 2020.

dima: Herr Wember, das Renaming und Rebranding ist sicher kostspielig und erfordert viel Marketing Knowhow. Warum sind sie davor nicht zurückgeschreckt? Letztendlich ist das doch immer eine Kosten-Nutzen-Rechnung, die aufgehen muss?

Die Entwicklung einer globalen Marke – mit ihren strategischen, juristischen und sprachlichen Herausforderungen – ist ein echter Kraftakt. Das war uns von Beginn an bewusst. Aber Pioniergeist schaut niemals zuerst auf die Kosten, sondern hat das Ergebnis, den Nutzen zum Ziel. …

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