Als Schlüsselbranche der deutschen und europäischen Industrie stellt sich auch der Maschinen- und Anlagenbau den vielen aktuellen Herausforderungen. Dazu zählen insbesondere der Ukraine-Krieg und die Energiepreiskrise, Machtverschiebungen in vielen wichtigen Absatzmärkten oder die zunehmenden regulatorischen Anforderungen. Zugleich eröffnen Klimaschutz und Digitalisierung dem Maschinen- und Anlagenbau rund um den Globus neue Geschäftschancen. Über alle diese Themen sowie die neueste Blitzumfrage des Maschinen- und Anlagenbaus zur aktuellen Geschäftslage informierte der VDMA auf der Jahrespressekonferenz am 13. Dezember 2022 in Frankfurt am Main.
„Nach wie vor gibt es einen bemerkenswert hohen Auftragsbestand“, eröffnete VDMA-Präsident Karl Haeusgen die Veranstaltung (Bild). „Der Auftragseingang blieb in den ersten zehn Monaten des Jahres real um 1 Prozent unter dem Vorjahr, die Auftragsreichweite betrug im September 2022 noch 11,9 Monate und ist damit unverändert sehr hoch.“
Lieferketten – aktueller Stand
Die Produktion im Maschinen- und Anlagenbau wird weiterhin durch Schwierigkeiten in den Lieferketten und durch Materialengpässe spürbar beeinträchtigt. Laut der jüngsten VDMA-Blitzumfrage von Anfang Dezember 2022, an der mehr als 600 Mitgliedsfirmen teilnahmen, sehen 74 Prozent der Unternehmen ihre Geschäftstätigkeit durch solche Engpässe gravierend oder merklich beeinträchtigt. Im Juni waren es allerdings noch 87 Prozent gewesen.
Fast 50 Prozent der Unternehmen positiv gestimmt
Für das kommende Jahr erwartet der Verband ein unverändert schwieriges Umfeld: Das Wachstum in China bleibt voraussichtlich schwach, der Krieg in der Ukraine bringt weiterhin hohe Energiepreise mit sich und nahezu weltweit antworten die Zentralbanken auf hohe Inflationsraten mit steigenden Zinsen. „Das wird die Weltwirtschaft und damit auch die Investitionsgüterindustrien auf absehbare Zeit belasten“, meint Haeusgen.
„Dennoch ist die Stimmung in vielen Ländern der Erde in den vergangenen Wochen nicht mehr so negativ gewesen, wie in den ersten Monaten nach Beginn des Ukraine-Kriegs. Daher rechnen wir für 2023 nur mit einem leichten realen Produktionsminus von 2 Prozent. Das ist, gemessen an früheren Wachstumseinbußen, ein moderater Rückgang der Produktion und deutlich weniger als von vielen befürchtet“, betont der VDMA-Präsident. Diese Einschätzung teilt er mit zahlreichen Unternehmern aus der Branche: Laut Umfrage schaut nahezu die Hälfte der Befragten (48 Prozent) optimistisch oder verhalten optimistisch ins neue Jahr. 38 Prozent sind unentschieden, lediglich 14 Prozent zeigen sich pessimistisch oder verhalten pessimistisch.
Arbeitskräfte gesucht
Diese Zuversicht spiegelt sich auch in der Beschäftigungslage der Branche wider. Im September 2022 waren es 1,019 Millionen Menschen in den Stammbelegschaften (Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten) des Maschinen- und Anlagenbaus in Deutschland – ein Plus von 1,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit bleibt die Branche der größte industrielle Arbeitgeber im Land. Deutlich mehr als die Hälfte (54 Prozent) der vom VDMA im Herbst befragten Maschinenbaufirmen wollen ihren Personalstand im kommenden Jahr sogar ausbauen, gut 30 Prozent wollen ihn konstant halten. Allerdings haben die Unternehmen unverändert große Schwierigkeiten, diese Stellen auch zu besetzen. Der allgemeine Arbeitskräftemangel führt dazu, dass nahezu alle befragten Firmen (97 Prozent) hier Engpässe spüren.